Der Zweck heiligt die Mittel?
Der Film wirkt auch hinsichtlich der Antworten, die er geben will konstruiert. Viele Gespräche dienen alleine dem Zweck, den Charakteren einen Vorwand zu liefern, zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort zu sein, damit die Handlung weitergehen kann. Hilft das alleine nicht mehr, wird kurzerhand ein neuer Aspekt der Macht ins Spiel gebracht, bei dem sich die Leute über Distanzen hinweg unterhalten können und Ähnliches.
Auch die neuen Nebenfiguren fallen in dieses Schema, wie zum Beispiel die Kriminelle Zorii Bliss (Keri Russell) oder die Freiheitskämpferin Jannah (Naomi Ackie). Sie wirken mehr wie ein Erzählinstrument als eigenständige Charaktere. Persönlichkeit und Motivation bleiben dadurch auf der Strecke. Selbst Generalin Leia Organa’s (Carrie Fisher) Rolle bleibt oberflächlich und zusammenhanglos.
Es gibt auch Lichtblicke
Der Aufstieg Skywalkers verliert viel Potential durch diese Probleme. Doch auf der anderen Seite gibt es auch Momente, in denen der Film richtig glänzt. Als großes Beispiel dafür dient Reys ambivalenter Gegensatz zu Kylo Ren, sowie die schauspielerische Leistung der beiden Darsteller. Die packenden, ausgezeichneten Lichtschwertkämpfe, die wohl die Besten der ganzen Serie sind, müssen ebenfalls erwähnt werden. Aber auch die Darstellung der Inneren Kämpfe der beiden sorgen für etwas Tiefgang in der ansonsten schalen Geschichte. Es ist eben nicht alles bloß Schwarz und Weiß. Hätte der Film es geschafft, die große Handlung mit den menschlichen Konsequenzen zu verbinden, könnte man sogar über das übertriebene Erzähltempo hinwegsehen.
Auch hartgesottene Actionfans kommen in dem Film auf ihre Kosten. Es gibt jede Menge Spektakel und Weltraumkämpfe, was Der Aufstieg Skywalkers unterhaltsam macht. Dadurch ist es von Anfang bis Ende ein unterhaltsamer Film, der an seinen hellsten Stellen tatsächlich Star Wars von seiner besten Seite einfängt. Aber es ist einfach nicht genug, wenn man es als Gesamtwerk betrachtet.
Fazit
J.J. Abrams hat versucht, die Fans zufriedenzustellen und den Leuten zu geben, was sie haben wollten. Nostalgie. Es ging nicht darum, etwas Neues zu schaffen. Es scheint, als hatte Abrams Angst davor, etwas Neues zu versuchen. So bekamen wir den alten Imperator erneut als Bösewicht, wie in einem anderen Film auch schon. Wir haben uns an die pausenlose Ikonografie gewöhnt, also bekommen wir auch diese wieder, wie in den Trümmern des Todessterns. Es wurde streng nach Rezept gekocht, um nur keinen Fan-Gaumen zu irritieren. Doch wer bei dem Abschluss der Saga mit einem opulenten Festmahl gerechnet hat, wurde mit einer faden Suppe auf einem bunten Teller konfrontiert.