Nach dem beeindruckenden Triumph des deutschen Kriegsdramas „Im Westen nichts Neues“ bei den Oscars 2023 schaut die Filmwelt erneut gespannt auf eine deutsche Produktion: „September 5 – The Day Terror Went Live“, ein packendes Historiendrama, das die Geiselnahme während der Olympischen Spiele 1972 in München aus einer einzigartigen Perspektive erzählt. Regisseur Tim Fehlbaum schickt mit diesem fesselnden Tatsachen-Thriller einen weiteren Anwärter ins Rennen, der nicht nur die Herzen der Zuschauer, sondern vielleicht auch wieder die der Academy erobern könnte.
Ein Tag, der die Welt veränderte
Es ist der 5. September 1972. Die „heiteren Spiele“ in München werden jäh unterbrochen, als Mitglieder der palästinensischen Organisation „Schwarzer September“ die israelische Mannschaft im olympischen Dorf angreifen. Elf Geiseln, eine Forderung nach Gefangenenfreilassung und die längste Live-Sendung der Geschichte – so beginnt ein Tag, der die Welt erschüttert.
Im Mittelpunkt von „September 5“ steht das Team des US-Senders ABC, das ursprünglich nur Sportberichte liefern sollte. Als die Schüsse fallen, übernehmen sie die Verantwortung für die Berichterstattung über ein Ereignis, das vor einem Millionenpublikum live übertragen wird. Der junge Producer Geoff muss schwierige Entscheidungen treffen, während er von seinem Chef Roone und der Dolmetscherin Marianne unterstützt wird.
Einblicke hinter die Kulissen
Das Setting des Films – ein dunkles, klaustrophobisches Fernsehstudio – zieht die Zuschauer sofort in den Bann. Neonlichter flackern, Röhrenmonitore summen, und die knisternde Spannung im Raum ist beinahe greifbar. Diese dichte Atmosphäre nutzt Regisseur Tim Fehlbaum („Tides“) meisterhaft, um den Druck und die moralischen Dilemmata der Charaktere zu verstärken.
Wie berichtet man über eine Tragödie, ohne die Täter zu glorifizieren? Diese Frage wird zum zentralen Konflikt. Kamerabilder, Polizeifunk und Tonaufnahmen bringen die Ereignisse ins Studio, doch die Verantwortung, was gezeigt wird, liegt bei Geoff und seinem Team.
Der Cast
In den Hauptrollen überzeugen internationale Stars wie Peter Sarsgaard („Aus Mangel an Beweisen“), John Magaro („The Agency“) und Benjamin Walker („Die Ringe der Macht“). Doch besonders Leonie Benesch („Das Lehrerzimmer“) beeindruckt in ihrer Rolle der Marianne, deren Übersetzungen entscheidend für die Berichterstattung sind. Immer wieder fühlt sie sich zwischen ihrer journalistischen Verantwortung und ihrer Menschlichkeit hin- und hergerissen.
Ob der Film schlussendlich an den Erfolg von „Im Westen nichts Neues“ anknüpfen und bei der Oscarverleihung 2025 erneut deutsche Filmgeschichte schreiben kann, bleibt abzuwarten. Sicher ist jedoch: „September 5“ ist ein cineastisches Ereignis, das du nicht verpassen solltest. Ab dem 9. Januar im Kino!