Ab 14. November im Kino
Es ist Hochsommer im Nordosten Bangladeschs. Fünf Männer stehen vor einer gefährlichen Mission. Mit ihrem Floß müssen sie den großen Fluss bezwingen. Einen Monat soll die Fahrt dauern, über 300 Kilometer immer flussabwärts. Die Fracht: 25.000 Bambusstämme. Tagsüber zehren Hitze, Regen und Stromschnellen an den Kräften. Nachts lauern Diebe und Piraten in der Dunkelheit des Flusses auf leichte Beute. Aber das ist es den Männern wert. Denn bei dieser Reise geht es um ihre Existenz.
Mit atemberaubenden Aufnahmen aus Bangladesch führt Filmemacher Shaheen Dill-Riaz mit Bamboo Stories den Zuschauer ein in die raue Welt einer Handvoll Männer, die seit Generationen Bambus fällen und das Holz mit riesigen Flößen zu den Großhändlern in der Hauptstadt Dhaka bringen.
Der Bambuswald entpuppt sich als heimtückischer Ort. Hier haben Blutegel, Tausendfüßler und böse Geister schon so manchen in den Wahnsinn getrieben. Das jedenfalls sagt Liakot, der Vorarbeiter der Bambusfäller. Seit seiner Kindheit arbeitet er im Wald, das Handwerk hat er damals vom Vater gelernt.Und so verbringt Liakot seine Tage im Bambusdickicht, schlägt Holz und gräbt Kanäle in den schlammigen Boden. Mit dem Bambus bauen er und seine Männer Dämme, mit denen sie das Bergwasser stauen. Stets auf der Hut vor wilden Elefanten und dem strengen Blick des Waldpächters geht die Schufterei nur langsam voran. Alle warten auf den Tag, an dem sie den Bambus durch die Stromschnellen hindurch ins Tal schiffen.
Unten am großen Fluss warten schon die Flößer. Shoheed und seine Männer zimmern aus 60 Bambus-Bündeln ein riesiges Floß, mit dem sie das Holz zu den Händlern nach Dhaka bringen werden. Vier Wochen lang leben die Männer auf dem Floß zusammen. »Toilette, Badezimmer, Waschküche, der Fluss ist alles in einem«, sagt Shoheed. Er zeigt auf das Wasser und grinst: »Damit kochen wir auch!« Der Humor hilft, die Strapazen und die Gefahren der langen Reise besser zu ertragen. Auf der Fahrt lauern tückische Strömungen, korrupte Polizisten und Flusspiraten, die oft wie aus dem Nichts auftauchen.
Überall dabei ist auch der Regisseur Shaheen Dill-Riaz. Mit seiner Kamera beobachtet und teilt der Dokumentarfilmer das Leben der Männer im Wald und an Bord. In Bamboo Stories bewegen sich die Reisenden in verschiedenen Welten, jede mit ihren eigenen Gesetzen und Regeln. Warum nehmen die Männer die schlechte Bezahlung, die Schwierigkeiten und die Gefahren auf sich? Und warum würden sie trotzdem niemals tauschen?