Wes Anderson pur! Ein Destillat seines künstlerischen Stils und aller bisherigen Filme. The French Dispatch verknüpft alles, was man aus Andersons bisherigen Filmen kennt, zu einem Lobgesang auf den Reportage-Journalismus. Ab dem 21. Oktober 2021 dürft ihr euch selbst in die bunte Anderson Welt voller quirliger Charaktere und bühnenhafter Handlungsorte begeben. Ein Genuss für alle Sinne ist es allemal!
Handlung
Anders als in bisherigen Filmen erzählt The French Dispatch keine einzelne Geschichte mit klassischem Handlungsbogen, drei Akten und rotem Faden, sondern ist mehr wie eine Kurzgeschichtensammlung zu verstehen. „The French Dispatch“, ein Ableger der „Liberty, Kansas Evening Star“ Zeitung, berichtet täglich vom politischen, künstlerischen und gesellschaftlichen Weltgeschehen. In der fiktiven französischen Stadt Ennui-sur-Blasé angesiedelt, wurde „The French Dispatch“ von Arthur Howitzer Jr. (Bill Murray) gegründet, der das Magazin 50 Jahre lang leitete. Zu seinem Tod erinnern sich nun seine Angestellten, jeder mit seinem eigenen Fachgebiet und dazugehörigen Eigenarten, an ganz besondere Geschichten der vergangenen Jahre. Diese auf der Leinwand zum Leben erwachten Reportagen sind der Hauptteil des Films.
Der radelnde Reporter Herbsaint Sazerac (Own Wilson) berichtet aus der sehr besonderen Heimatstadt der Zeitung. Der Vergangenheit, Gegenwart und den Menschen von Ennui-sur-Blasé. In The Concrete Masterpiece erzählt die gewiefte Kunstkritikerin J.K.L. Berensen vom im Gefängnis sitzenden Moses Rosenthaler (Benicio del Toro), der in der Wärterin Simone (Lea Seydoux) eine persönliche Muse und große Liebe für seine große künstlerische Karriere findet. Revisions to a Manifesto zeigt uns Lucinda Krementz (Frances McDormand), wie sie bei den 68er Studentenprotesten den jungen Revolutionsführer Zeffirelli (Timothée Chalamet) kennenlernt und in diesen stürmischen Zeiten begleitet. Und in The Private Dining Room of the Police Commissioner berichtet der Essens- und Restaurantkritiker Roebuck Wright (Jeffrey Wright) von einem Meisterkoch, der einen Kriminalfall rund um den entführten Sohn des Polizeichefs löst.
Hintergrundinfos
Als bekennender Liebhaber von Tageszeitungen, Magazinen und der französischen Hauptstadt, in der er selbst jahrelang gelebt hat, beschrieb Wes Anderson seinen Film schon im Vorfeld als „Liebesbrief an Journalisten“. Als wichtigste Inspiration und reale Vorlage diente das US-amerikanische Magazin „The New Yorker“ sowie dessen Gründer Harold Ross. Auch die im Film zu sehenden Reporter sind berühmten Autor*innen und Journalist*innen nachempfunden. Herbsaint Sazerac speist sich aus dem realen amerikanischen Schrifsteller Joseph Mitchell. Roebuck Wright setzt sich als Mix aus James Baldwin und A. J. Liebling zusammen. Und der Kunsthändler Julien Cadazio ist wiederum an den einflussreichen Lord Duveen aus dem 19./frühen 20. Jahrhundert angelehnt.
Inspirationsquellen aus der Geschichte und Querverweisen auf diese hat sich Wes Anderson ja schon häufiger bedient. Grand Budapest Hotel spielt in der Zwischenkriegszeit und Charakter- und Flurnamen sowie politische Ereignisse orientieren sich an Europa der 1920er und 30er Jahre. In Die Tiefseetaucher ist der von Bill Murray verkörperte Kapitän Steve Zissou bis hin zur ikonischen roten Mütze dem echten Ozeanforscher und Filmemacher Jacques Cousteau nachempfunden. So ist es kaum verwunderlich, dass Anderson auch in seinem zehnten Langspielfilm auf verschiedene Elemente der realen Welt zurückgreift und aus ihnen einen wie gewohnt magischen, alle Sinne berührenden Film kreiert.
Zur unserer ausführlichen Kritik geht es hier entlang.